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Die katholische Frau: eine Kirche, viele Wege...

  • bemindfulhopelove
  • 15. Aug. 2021
  • 9 Min. Lesezeit

Eigentlich hatte ich diese Woche einen Blogbeitrag über meine Art und meine Gründe zu Beten schreiben wollen. Der Post für Insta ist schon fertig. Die Notizen auch. Es fehlte "nur noch" der fertig Text.


Und dann war da der letzte Mittwoch. Der mich so sehr aufgewühlt und bewegt hat, dass er mich den Rest der Woche nicht mehr losgelassen hat. Der aber auch dazu geführt hat, dass ich das Gefühl habe, heute auf meinem Weg angekommen zu sein. Mein Ziel zu kennen. Oder zumindest den nächsten Wegabschnitt. Vielleicht noch nicht die Weggefährten und ihre Plätze in meinem Leben. Aber doch den Weg.


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(Mittwochabend im Dom bei einer ungeplanten Komplet zum Abschluss der Dom-Kirchweih)



Zwei Dinge haben mich am Mittwoch beschäftigt

Zum einen, dass ich mit der Ehefrau eines befreundeten Gemeindemitglieds verwechselt wurde. Nicht die Verwechslung war es, die mich beschäftigt hat, sondern die Selbstverständlichkeit mit der das passiert ist. Mit der ich -zack- einmal als Ehefrau und Mutter eingeordnet worden bin. Wie damals als ich 17 war: Als der Vater meines damaligen Freundes meine Tauglichkeit als Ehefrau und Mutter für seinen Sohn - und somit aus seiner Sicht als katholisch Frau per se - in Frage gestellt hat.


Zum anderen die -hier wohltuende- Selbstverständlichkeit, mit der ich von anderer Seite im Persönlichen auf das genaue Gegenteil angesprochen worden bin. (Unabhängig vom ersten Ereignis.)


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Die "klassische Hausfrau und Mutter"...

...ist ein so Vorurteil-behaftetes wie negatives Bild, das in den Köpfen vieler Menschen die Rückständigkeit der Kirche zu verkörpern scheint.


Ich erlebe das in meinem Umfeld nicht so. Ich erlebe die Frauen in meinem Umfeld als vielfältig, charakterstark, als Menschen, die ihren Weg kennen und gehen. Und auch: gehen möchten. Frauen, die sich nicht abhängig machen. Die sich nichts "sagen lassen". Auch nicht von der Gegenseite. Von denen "dennoch" einige Hausfrau und Mutter sind.


Weil wir so vielfältig sind wie man es sich eben vorstellen kann. Weil es keine Rückständigkeit ist, Ehefrau und Mutter zu sein. Sondern einfach das richtige, ehrliche, echte Leben für viele Menschen - Frauen wie Männer (es ist erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich katholische Männer ins gemeinsame Leben einbringen... mit meinem (nicht-kirchlichen) Ex-Partner hab ich bei manchen Punkten sehr viel diskutiert...).


Ich kann nicht sagen, dass ich das "bewundere" oder "respektiere". Das würde implizieren, dass diesem Leben eine ungewöhnliche Bedeutung zukäme und dass entweder dieser Weg oder andere Wege besonders gerechtfertigt werden müssten.


Es ist schade, dass es so scheint, als müssten wir als Frauen (gegenüber anderen Gruppen in der Kirche - aber doch auch in der ganzen Gesellschaft!) ständig verteidigen, dass wir einfach sind, wie wir sind. Nicht "die Frau". Sondern ein Mensch mit eigenen Stärken und Schwächen. Mit einem Weg, der zu jeder einzelnen von uns individuell passen muss.


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Kinder, Kinder... was 'ne Verantwortung...

Ich freue mich sehr über die vielen wunderbaren Menschen um mich herum - darunter eine Menge Kinder, die nicht meine sind.

Haben wir als Frauen (als Mann und Frau!) die Verantwortung, dieses Leben und im Speziellen unseren Glauben in die nächste Generation zu tragen? Ja! Und auch ohne eigene Kinder zu haben: ich möchte mich dieser Verantwortung auch nicht entziehen.

Ich empfinde es als wärmend, Geborgenheit und Lebensfreude spendend, Familien um mich zu haben. Ich ziehe meinen Hut vor allem, was Eltern an Arbeit, an Verantwortung, an Schwierigkeiten zu tragen und zu bewältigen haben. Manches davon würden sie sicher ab und an gerne an Menschen abgeben wollen, die sich ums Kinder kriegen drücken - aber dennoch die Vorteile einer Gesellschaft genießen wollen.



Nur ist für mich nicht die Frage: Muss das mit dem Kinder kriegen unbedingt sein?

Mein Lebensweg ist einer, der auf den Glauben ausgerichtet ist. Ich verrate häufig gar nicht, wie intensiv.

Ich habe das in meiner letzten Beziehung unglaublich vermisst. In einer Beziehung/Ehe/Familie zu sein, bedeutet auch, sich auf den/die anderen zu konzentrieren - der Fokus kann hier nicht in derselben intensiven Weise der Glaube sein. Ich hatte mich ja schon dazu ausgelassen.


Ich erlebe immer wieder Momente, in denen ich den Eindruck habe, dass mich jemand zu "meinem Lebensglück" verkuppeln zu wollen scheint. Gerade als ledige, kinderlose, Anfang 30jährige, überzeugt katholische Frau gibt es in meinem Umfeld auch immer wieder ein gewisses Interesse katholischer Single-Männer an mir. Ich versuche immer, einen gewissen Abstand zwischen mir und den Herren in meiner Umgebung zu halten, um versehentlicher Ermutigung oder unglücklichen Missverständnissen vorzubeugen.

Es sind nicht "die Männer" an sich, mit denen ich mich schwer tun würde (als ITler wäre das blöd... :-D), und es geht auch weniger um die Frage, ob es einen Mann an meiner Seite geben kann oder nicht.

Aber der Weg der eigenen, gemeinsamen Familie ist eben nicht meiner - weil es stattdessen der Weg mit Fokus auf den Glauben ist. Mit Weggefährten, in welcher Weise auch immer. Begleitung. Menschen, die auf diesem Weg ein großes oder kleines Stück mitgehen. Gemeinsam.



Was ist der richtige Weg als katholische Frau?

Das sind zwei Wege - von sicherlich vielen. Richtig sind sicher alle, die die Werte der Gemeinschaft leben: Glaube, Liebe, Hoffnung. Die sich an die "An-Weisungen" unseres Glaubens halten. Und an das, was immer über allem steht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und -eben- der Glaube. Die (an)erkennen, dass wir Menschen sind. Jeder mit seinen individuellen Fehlern. Die Gott uns nachsieht, wenn wir ehrlich versuchen, gute Menschen zu sein. Jeder mit seinen individuellen Geschenken. Die wir von Gott erhalten haben. Von niemandem sonst.



In der Bibel finde ich zwei Aspekte bemerkenswert, die dem Weg der Frau innerhalb der Kirche einige mögliche Richtungen und der Rolle einige Facetten hinzufügen.


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Der erste Aspekt sind die vielen Facetten, die eine Frau zu einer guten Ehefrau machen:

10 Eine tüchtige Frau – wer kann sie finden?

Sie ist viel wertvoller als Korallen.

(...)

13 Sie kümmert sich um Wolle und Flachs,

fröhlich arbeitet sie mit ihren Händen.

14 Man kann sie mit einem Handelsschiff vergleichen,

aus der Ferne schafft sie Lebensmittel herbei.

(...)

16 Hat sie vor, einen Acker zu kaufen, tut sie es.

Will sie einen Weinberg anlegen,

bezahlt sie’s von dem, was sie erwirtschaftet hat.

17 Kraftvoll stemmt sie ihre Arme in die Hüften

und packt an, was sie sich vorgenommen hat.

18 Sie merkt, wie gut ihre Geschäfte laufen.

Ihre Lampe brennt bis spät in der Nacht.

19 Sie greift nach dem Stab mit der Wolle,

Faden um Faden spinnt sie mit ihren Händen.

(...)

24 Feine Hemden und Gürtel stellt sie her,

verkauft sie selbst oder bringt sie zum Händler.

25 Voll Kraft und Würde tritt sie auf,

mit einem Lachen beginnt sie jeden neuen Tag.

26 Was sie redet, zeugt von Weisheit,

freundliche Worte wählt sie für ihre Weisung.

(...)


30 (...) eine Frau, die Gott mit Ehrfurcht begegnet,

verdient höchstes Lob.

(...)


Ergänzend zwei schöne Verse aus dem 1. Brief von Paulus an die Korinther-Gemeinde (1. Kor 7):

(...)


7 Mir wäre es ja lieber, wenn alle Menschen so leben könnten wie ich. Doch jeder hat von Gott seine eigene Gabe bekommen. Der eine diese, der andere jene. (...) 17 Im Übrigen soll jeder sein Leben entsprechend den Gaben führen, die der Herr ihm zugeteilt hat. Und jeder soll so bleiben, wie ihn Gott berufen hat. So ordne ich es in allen Gemeinden an.


(...)


Ich bin kein Freund davon, Bibeltexte zu kürzen. Gerade diese Bibelstelle ist ein Beispiel dafür, wie man je nach Art der Kürzung die Bedeutung eines Textes so beeinflussen kann, dass sich ein komplett konträres (Frauen-)Bild ergeben kann.

Deshalb die Ergänzung: Hausfrau und Mutter sein, ist auch ein Teil der ausgelassenen Stellen.


Mir geht es aber darum, dass diese Stellen zeigen, dass es mehr als eine Facette des Frauseins auch im katholischen Glauben gibt. Auch wenn ich als katholische Frau heirate und Kinder bekomme.


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Der zweite Aspekt, der mir wichtig ist: es steht ja nicht in der Bibel, dass nicht zu heiraten bedeutet, eine schlechte Katholikin zu sein.


Ebenfalls aus dem 1. Brief von Paulus an die Korinther-Gemeinde (1. Kor 7):

(...)

8 Den Ledigen und den Witwen sage ich: Es ist gut, wenn sie wie ich unverheiratet bleiben.

(...)


33 (...) wer verheiratet ist, sorgt sich um weltliche Dinge: Ihm geht es darum, wie er seiner Frau gefallen kann.

34 Und deshalb ist er gespalten.


Ebenso ist es bei der Frau. Wenn sie nicht mehr oder noch nicht verheiratet ist, sorgt sie sich um die Sache des Herrn: Ihr geht es darum, heilig zu sein mit Körper und Geist. Dagegen sorgt sich die verheiratete Frau um weltliche Dinge. Ihr geht es darum, wie sie ihrem Mann gefallen kann.

(...)


Paulus beschreibt hier ja gerade auch meine persönliche Erfahrung: es ist sehr schwierig, mit Herz und Seele beide Wege gleichzeitig zu gehen: für den Ehepartner und die Kinder da zu sein und sich intensiv "um die Sache des Herrn" zu "sorgen".



Ich denke, wir sollten uns fragen, welche Geschenke wir von Gott erhalten haben.

Welche Talente habe ich? Wie kann ich sie nutzen? Wo kann/muss/sollte ich mich entwickeln? Wie und wo kann ich das tun? Wie kann ich meine Geschenke im Sinne Gottes einsetzen?


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Da ist so ein Bruch... zwischen mir und der "anderen Welt".

Als Kind habe ich im Gottesdienst lernen müssen, nicht alle Teile der Messe "aktiv" mitzufeiern (also: nicht den kompletten Wandlungstext laut "runter zu beten").

Als Messdiener war ich komplett untauglich, weil ich die Messe so intensiv mitgelebt habe - dass ich ständig meine Messdienerpflichten vergessen habe.

Mit 11 Jahren fand ich Katharina Kaspers Weg sehr interessant. Mit 12 Jahren bin ich in die Mädchenkantorei, später in den Domchor gekommen - und der Dom wurde dadurch mein erstes Zuhause und ist es noch heute. Das alles zog sich so durchs Jungendalter durch...

Bis heute bin ich im Gottesdienst oft mehr "dabei" als andere. - Frage mich nach der Bedeutung vieler Elemente. Denke über die Worte aktiv nach.

Nicht aus irgendeiner Absicht heraus, sondern - ohne diese Gedanken aktiv anzustoßen. Ich hänge manchmal einfach plötzlich darin fest. Mich faszinieren die Bilder, die viele der Worte in meinem Kopf malen. Und es entstehen daraus immer wieder neue Facetten des Bildes, das ich von Gott und von meinem Glauben habe.


Ich kann nicht nicht glauben. Meinen Glauben hat mir niemand anerzogen oder beigebracht. Das tiefe Wissen um diesen "Glauben" ist Teil meiner Seele.


Da ist so ein Bruch... der immer da war.

Mit 17 habe ich bemerkt, dass dieser Bruch innerhalb meiner Glaubensgemeinschaft stattfindet. - Als ich merkte, dass ich in diese "klassische" Rolle nicht reinpasse. Wie ein eckiger Bauklotz ins runde Loch... (Zitat aus: "Liebe braucht keine Ferien")

Ich dachte als junge Erwachsene, der Bruch ergebe sich aus dieser Gemeinschaft an sich. Aber der Bruch besteht auch zu vielem außerhalb des Glaubens.


Der Bruch ist bis heute da.

Er ist letzte Woche in mit aufgebrochen. Und er verheilt gerade.


...Es gibt nicht den einen Weg, eine katholische Frau zu sein...


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Und nun? Wie geht der Weg weiter?

Habit überziehen, ins Kloster eintreten und für die restlichen Tage lebendig begraben sein?!


Es ist eines, sich für einen Weg zu entscheiden. Ein zweites ist es, die Begleitung auf dem Weg zu wählen. Und auch dieser Weg hat ja viele Facetten.


Heute gab es einen schönen Artikel auf katholisch.de über Mechthild von Magdeburg:

(...) [Sie] entsprach so gar nicht dem Gelehrtenbild ihrer Zeit: Sie war eine Frau und genoss nicht den Schutz eines Klosters. Dennoch nahm sie an den Diskussionen um Streitfragen teil und suchte mit der Sprache nach Gott. Ihre Gedanken beeindrucken Menschen bis zum heutigen Tag.


Und ich lese immer wieder mal amüsiert die Beiträge von Pater Nikodemus Schnabel: Link.

Die Vielfalt der Ordensgemeinschaften ist erstaunlich. Auch in den vielfältigen Schwerpunkten.

Und es sind eben - Gemeinschaften. Kein "Nordkorea" des Glaubens, wie manche es im Kopf haben werden. Sondern Menschen, die im Glauben zusammenleben, gemeinsame Aufgaben erfüllen, eine gemeinsame, aber je nach Gemeinschaft unterschiedliche Ausrichtung haben: kontemplativ, in der Arbeit am Nächsten, mit mehr oder weniger Einbindung ins Klosterleben, mehr oder weniger strengen Regeln etc.


Welche Einbindung in eine Gemeinschaft sucht man? Welche Ausrichtung im Glauben(sleben)? Welche Weggefährten?


Und auch wenn natürlich in der heutigen Zeit immer der Verdacht aufkommt, am Ende doch nicht ganz nach christlichen Regeln zu leben: im Moment habe ich Weggefährten, die mich im Glauben bereichern und auf meinem Weg halten, ohne dass eine feste (Ver-)Bindung besteht.


Was natürlich auch dieselbe Frage aufwirft, die man sich in einer Partnerschaft irgendwann stellen sollte: Ab wann sollte man sich eben doch für eine feste Bindung entscheiden? Weil dieses "ich lasse alles offen, möchte aber von anderen alles haben" zu einer Unverbindlichkeit mit rücksichtsloser Vorteilsnahme führt?


Gedanken über Gedanken...



Kleiner Einschub... Aber die Moral!!

Pfffft, ja... Die Frage nach dem Ding zwischen Mann und Frau.

Ich finde manchmal einfach nur, dass wir beide Seiten dieses Aspekts betrachten sollten.


Auf der einen Seite schreibt Paulus so treffend: "Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, sollen sie heiraten! Denn es ist besser zu heiraten, als sich in brennendem Verlangen zu verzehren." (1. Kor 7,9)


Aber, hey, es gibt immer mehr als eine Seite, oder...? Bei aller befreienden Wirkung der 68er - reden wir ja heute auch weiterhin darüber, dass dieser Teil der Ehe für viele nicht so sehr Freude, sondern eher die Hoffnung auf ein "Beziehungskitt-Mittel" ist. Es gibt auch Menschen, die offen dazu stehen, keine Sex zu wollen (also asexuell sind).

Und am Ende... - sollten wir uns durch kein Bedürfnis "in Haft" nehmen lassen: nicht durch das Bedürfnis, auf dem Sofa hocken zu bleiben, durch übermäßiges Sportbedürfnis, Machtbedürfnisse, Bedürfnis nach Essen im einen oder anderen Extrem... Und wieso dann nicht auch in Bezug auf dieses Thema?


Auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Menschen und wir sollten beide Richtungen akzeptieren und respektieren, solange sie keinen Schaden bedeuten.



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(Es ist ein Weg...)


Es war ein langer, schmerzhafter Prozess...

...an diesem Punkt auf meinem Weg anzukommen. Zu erkennen, wer ich bin. Wer nicht. Das zu akzeptieren. Respektieren. Und dann auch zum Guten zu nutzen.


Es schmerzt mich noch, zurückgeworfen zu werden auf alte Rollenbilder. Es reißt diese Kluft wieder ein bisschen auf, die zu überwinden ich 15 (oft schwierige) Jahre gebraucht habe.


Aber es ist auch erleichternd, ich sein zu können. Zu dürfen. Richtig damit zu sein. Und nicht diskutieren zu müssen, ob ich als der Mensch, der ich bin - den Gott so geformt hat, eine untaugliche Katholikin bin.



Es ist erleichtern, als die Frau, die ich bin...

...einen guten Weg gehen zu können...

...und wunderbare Begleiter an meiner Seite zu wissen.

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