top of page

Wieso dieser Blog?

  • bemindfulhopelove
  • 17. Mai 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juni 2021


In den letzten Tagen ist auf einem der Discord-Server, auf denen ich aktiv bin, eine Diskussion um eine Predigt entstanden, in der ein Pfarrer im Ruhestand Worte gefunden hat, seine Verzweiflung an der heutigen Kirche auszudrücken.


Sollte er das als Pfarrer tun? Oder sollte er nicht weiterkämpfen und Hoffnung ausdrücken?

Hat ein Pfarrer im Ruhestand überhaupt das Recht, an Kirchenaustritten und Skandalen zu verzweifeln? Oder ist er nicht mitverantwortlich für eine Entwicklung, die sich seit Jahrzehnten fortsetzt?

Ist es nicht an der Zeit, zurückzutreten und die neue Generation machen zu lassen?

Oder ist es gut, dass sich ein Pfarrer noch aktiv an der Kirche aufreiben kann, aktiv für sie kämpfen kann - obwohl ihm diese Last im Ruhestand genommen sein sollte und er sich zurücklehnen könnte?


Die Diskussion drehte sich viel um jene Pfarrer aus der "alten Generation".


Worum sie sich kaum drehte: dass wir als "neue Generation" auch Verantwortung übernehmen müssen.

Statt zu diskutieren, ob "die Alten Platz machen" sollten - sollten wir als "die Jungen" nicht beginnen, unseren Platz aktiv einzunehmen?


Und wo ist unser Platz in dieser Gemeinschaft, die geprägt ist von Diskussionen um Berufungen von Frauen, Homosexualität, Ökumene, Missbrauch, Zölibat, Sterbehilfe, ...?

Wo ist hier der Platz "normaler Durchschnittsgläubiger" gerade, da viele dieser Diskussionen vor einem theologischen Hintergrund geführt werden? Mit der Argumentation, dass es nicht einmal ausreicht, dass ein Bischof Stellung zu diesen Themen nimmt, sondern dass es eines Konzils bedürfe, diese Fragen zu klären...


- Wo ist da der Platz der "Laien"?

Der Menschen, die im Alltag glauben? Für die Gott in den alltäglichen Dingen steckt. Wo "Gott" keinen Namen, kein Bild hat, sondern einfach ein Gefühl von Glauben ist?


Das subjektiv geringgeschätzt wird, indem man ihm mit Verweis auf theologische Diskussionen, das Kirchenrecht etc. versagt, in diese Diskussionen eingebracht zu werden. Kirche könne sich doch nicht nach dem täglichen Erleben richten, sie muss unbeeindruckt von Moden dem folgen, was in den Enzykliken der Päpste aus zwei Jahrtausenden festgeschrieben wurde, was als Gotteswort durch Menschenhand in Schriften festgehalten wurde, die unsere Bibel bilden - irgendwo zwischen Urkirche und Pharisäern, Konservatismus und Wellness-Religion - und den Gefühlen der Gläubigen aller Seiten...


Warum kommt Kirche heute nicht mehr bei den Menschen an? Was ist Kirche außer dem Verwaltungsapparat, dem wir in Deutschland als Mitglieder einen wesentlichen Teil unseres Gehalts abtreten?


Warum lesen wir Ratgeber, bezahlen für Achtsamkeits-APPs in Kinderbuch-Optik, gehen den Weg Buddhas (jedenfalls die ersten paar Schritte), kaufen Mindfulness-Magazine, erkochen uns unser Heil (oder kaufen Smoothies), verzweifeln an der Suche nach dem Sinn des Lebens und besuchen deshalb Yoga-Workshop-Wochenenden...


...beten aber nicht mehr zu Gott. Sprechen nicht mit dem Pfarrer unserer Gemeinden. Oder dem Diakon. Oder einer Ordensschwester?

Oder sitzen einfach vor Gott. Ohne zu beten. Oder gerade: indem wir Gott anklagen. Für unser Leid. Für diese Welt. Für die Kirche (oder: wegen ihr)?


ree

Glaube. Liebe. Hoffnung.

werden zu

eat. pray. love

Achtsamkeit & Mindfulness. Hoffnung. Und Liebe.


Was ist uns heute heilig?

Worin finden wir Heil?

Womit werden wir heil?


Ich hatte das große Glück, mein Leben lang einen "natürlichen Zugang zum Glauben" zu besitzen. Einfach die erspürte Gewissheit, dass da etwas ist. Das mich trägt. Das da ist.


Ich habe auch das große Glück, mich an vielen Dingen erfreuen zu können, an denen andere einfach vorbeigehen.

Ich kann keine Achtsamkeit. Mindfulness und Meditation mache ich 5 Tage hintereinander und dann geht es wieder vergessen.

Aber in den schweren Stunden, in denen ich an meinem Leben verzweifelt bin, konnte ich vor Gott sitzen und ihn anklagen für alles, was er mir antut. Was er mich zumutet. Für alles, was ich erleiden muss.

Statt die Angst, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, die Schmerzen, den Hass gerade auf meine Krankheit und die Ungewissheit meiner Zukunft bei den Menschen abzuladen, die ich liebe - und sie damit mit mehr zu belasten, als sie tragen könnten.


Wo ist unser Platz in diesem Glauben?

Der Platz all jener, die glauben, ohne Theologen zu sein? Wo ist der Glaube im Alltag? Welche Bilder haben wir von Gott?


Was fangen wir heute mit der Bibel ganz persönlich an? Was mit den Worten der Psalmen? Wie können wir persönlich beten - ohne veraltete Worte? Was tun wir mit geistlicher Lyrik, Musik, Bildern und Architektur? Christlichen Begrifflichkeiten?


Wie verstehen wir einander wieder?

Wie können wir im Glauben den Trost und die Unterstützung finden?

- Und die Fragen "moderner" Theologie die Diskussion anderer sein lassen?


Ich habe nicht Theologie studiert. Ich bin weiblich, hochintelligent und in der IT. Kinderlos, unverheiratet. Nicht gerade der Typ Frau, der in der katholische Kirche klassischerweise glücklich wird.


Aber ich bin -wieder- in der Kirche und fühle mich dort sehr geborgen. Manchmal. Und manchmal auch so überhaupt gar nicht.


Ich erlebe Momente, in denen ich mich frage, warum eigentlich nicht offensichtlich zu sein scheint, was an dieser Kirche alles nichts mehr mit dem Heute zu tun hat?!

Und ich erlebe Momente, in denen ich bedauere, dass es der Kirche nicht mehr gelingt, Menschen da zu unterstützen, wo sie wirklich ein Mehrwert ist.


"Wir Jungen" sollten beginnen, unseren Platz einzunehmen...

Die Kirche schafft es nicht, Glauben in die heutige Zeit zu übersetzen (sein wir mal ehrlich - Aktionen, wie ein Trampolin in einer Kirche aufzustellen, werden das nicht ändern...).

Sie schafft es nicht, eine Verbindung nach außen herzustellen. Den Wert eines Glaubens im Alltag aufzuzeigen.

Und sie schafft es auch nicht, wieder verständlich für andere zu sein. Für die meisten Menschen ist das alles Kirchenlatein, wovon die Amtsträger da reden - auch wenn es in Deutsch ausgesprochen wird.


"Bedingungslose Gastfreundschaft beginnt nicht damit, die Türen weit zu öffnen, um andere hineinzulassen.
Sondern sie weit zu öffnen, um selbst hinaus zu gehen und sich in die Wohnzimmer, das Herz der anderen einladen zu lassen. (...)
Wenn es stimmt, dass Gott dabei ist, sich zu verfremden, sich unerkennbarer macht, in die Abwesenheit geht, dann ist Säkularität keine Großschadenslage der Religionsgeschichte, sondern der neue Weltraum, in dem es Gott neu zu suchen gilt."

Und von dieser, von meiner Suche - im Alltag, in der Fremdheit der Kirche, in der Geborgenheit der Gemeinschaft (manchmal...) - schreibe ich in diesem Blog...



Kommentare


Empfohlene Beiträge:

bottom of page