"ego eimi autos"
- bemindfulhopelove
- 30. Juni 2021
- 2 Min. Lesezeit

Ich bin ich selber
In mir ist ein Raum, in dem meine Seele wohnt.
Ein Raum, in dem mich nichts und niemand verletzen kann.
In den ich mich immer zurückziehen kann...
Ich mag dieses Bild sehr, dass in mir dieser Raum existiert. Ich kann mich in diesen Raum zurückziehen, mich in diesen Raum hineinmeditieren, wann immer ich es brauche. Oder auch einfach so - ganz ohne Anlass.
Ich kann mich mit diesem Raum verbinden, wenn ich bete.
Tatsächlich ist es ein Teil meines Alltags geworden, immer wieder einen Moment innezuhalten und dieser Verbindung in mein Innerstes ganz kurz nachzuspüren. Egal, ob ein Tag stressig ist oder entspannt. Ich suche immer wieder die Verbindung in meinen inneren Raum, in dem ich wohne - und in dem Gott wohnt.
Ich weiß nicht, woher es kommt, dass ich diesen Raum schon immer gespürt habe und die Verbindung dorthin nie verliere - auch nicht in schwierigen Zeiten. Das alles war für mich immer ganz selbstverständlich einfach da. So sehr ich an der Kirche, gerade auch als Gemeinschaft, manchmal verzweifelt bin (bis ja hin zum zwischenzeitigen Austritt), so wenig habe ich diese Verbindung zu Gott und zu meinem innersten Kern jemals verloren oder auch nur angezweifelt...
Pater Anselm Grün findet Worte dafür, die mir sehr zu Herzen gehen:
Das griechische Wort „ego eimi autos“ verweist auf die Sichtweise der stoischen Philosophie. Für die Stoiker ist „autos“ der innerste Personkern, das innere Heiligtum, zu dem die Menschen keinen Zutritt haben, den niemand verletzen kann (...). Tief in [mir] ist (...) das ursprüngliche und unverfälschte Bild, das sich Gott von mir gemacht hat.
So sehr ich manchmal mit meiner eigenen Rolle, gerade als Frau und in der Kirche, hadere angesichts meiner persönlichen Talente und meines persönlichen Lebenswegs... Tief in mir ist das unverfälschte Bild, das Gott sich von mir gemacht hat. Immer. Wenn ich nach mir selbst suche - dort kann ich dieses Bild immer finden.
Ich nutze den Raum aber auch, wenn ich Angst habe - oder Schmerzen.
Die Schmerzen und die Ängste lösen sich nicht auf. Aber hier kann ich Ruhe suchen. Stille. Frieden. Auch vor dem Sturm in mir selbst. Selbst meine eigenen Gefühle können dieses Innerste nicht erreichen.
Hier finde ich Geborgenheit. Und Kraft für den weiteren Weg.
Und es verschafft mir Zeit. Manchmal ist es ausreichend, die Zeit durchzustehen, die man abwarten muss - bis die Medikamente wirken, bis Untersuchungsergebnisse da sind, bis sich Situationen von alleine aufgelöst haben...
Für all das ist dieser Raum in mir unheimlich wertvoll...
Es ist wichtig, durch den Schmerz [bzw. das Leid] hindurch zu gehen und sich vorzustellen, dass unterhalb des Schmerzes auf dem Grund meiner Seele ein Ort ist, den der Schmerz nicht bewohnt, zu dem er keinen Zutritt hat. Das nimmt den Schmerz nicht weg, aber es relativiert ihn. (...) Ich lasse mich vom Schmerz in den inneren Raum der Stille führen, der jenseits der Schmerzen ist.
Ich bin ich selber. Immer. Tief in mir drin. Unantastbar. Auch für alles, was belastet.
Von Gott geliebt als der Mensch, den er geschaffen hat. Nach genau diesem Bild.
"Daheim bei Gott"
Anselm Grün spricht über zwei Wege, wie Gott erfahrbar sein kann.










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